05 Dez 2021
Sylvie Kyeck M.A., Kuratorische Ausstellungsassistentin»Stella Hambergs Skulpturen offenbaren wesentlichste existenzielle Gefühle und locken sie daher auch aus uns selbst heraus.«
Intensiv und existenziell — die Begegnung mit dem Werk Stella Hambergs
»Wie vom Donner gerührt«, beschreibt Sylvie Kyeck, die kuratorische Ausstellungsassistentin des Museums, das Gefühl, das sich bei Ihr bei der ersten Begegnung mit den Skulpturen Stella Hambergs einstellte — eine intensive Begegnung bis heute, die sie in diesem sehr persönlichen Rundgang durch die Ausstellung CORPUS eindrücklich mit uns teilt.
Sie erzählt von menschlichen, tierischen, abstrakten, monströsen, lauten und leisen Wesen. Und davon, dass man sich immer auch selbst begegnet, wenn man sich auf die intensiven Arbeiten der in Berlin lebenden Bildhauerin Stella Hamberg einlässt ...
STELLA HAMBERG. CORPUS
Stella Hamberg (*1975, lebt und arbeitet in Berlin und Brandenburg) gehört zu den spannendsten und vielversprechendsten Bildhauerinnen ihrer Generation. Selbstbewusst und ohne Scheu knüpft sie an bildhauerische Traditionen an, entwickelt aber ihre eigene skulpturale und zupackende Handschrift im Zusammenspiel von Antike, Mittelalter und Moderne. Im Zentrum ihres Schaffens steht das Ringen mit der zeitgenössischen Darstellbarkeit der menschlichen Figur und ihren formalen wie existentiellen Fragestellungen.
Mit großer handwerklicher Könnerschaft gelingen Stella Hamberg übermannshohe und tonnenschwere Großskulpturen ebenso wie kleinformatige Werkgruppen. Beim überwiegenden Teil ihrer Arbeiten entscheidet sie sich für den traditionsreichen Werkstoff Bronze. Kein anderes Material bietet der Künstlerin über die Stufen der notwendigen Abformung vom Ton- und Gipsmodell über das Wachspositiv bis hin zum endgültigen Guss so abwechslungsreich expressive wie fein modellierte Oberflächen. Selten ist die Patinierung der Skulpturen farbig. Meistens reicht die Bandbreite von glänzenden bis hin zu stumpfen schwarzen Oberflächen. Neuerdings überrascht sie mit strahlend weißen, glatt geschliffenen Werken aus Gips, die kontrastreich den dunklen Bronzen gegenüberstehen. Ein Teil ihrer Skulpturen wirkt förmlich aus dem Material herausgeschält. Monströs, von urwüchsiger Kraft und vor Energie strotzend stellen sich uns diese menschlichen und tierischen Figuren entgegen.
Andere Skulpturen muten dagegen in ihrer künstlerischen Ausgestaltung fast klassisch an. In ihren verdichteten abstrakten Formen erinnern sie z. B. an die Figur des Golems, an Chimären und an fragmentarische Körperstudien. Intellektuell scharf reflektierend und virtuos – nahezu unbändig – im Umgang mit dem Material verlebendigt Stella Hamberg ihre Skulpturen in einem Spannungsfeld zwischen Geist und Körper, zwischen Figürlichkeit und Abstraktion, zwischen Bewegung und Verharren und manches Mal auch zwischen Groteskem und Humoreskem.
09. Mai 2021 – 27. Februar 2022
Stella Hamberg
Vom Verrecken und der absoluten Unmöglichkeit zu sterben 2 - der Gefährte, 2008
Der Hund, 2013 // © Sammlung Ina Bitter und Dr. Roland Quinten
Großer Schatten, 2015// © Privatsammlung Köln
the curve 2 - Stille, 2015 & the curve 3 - echoes in my head, 2015 //© Hort Family Collection
das ist das, 2015 //© Sammlung Wemhöner
das Mädchen, 2010 //© Sammlung Hense
der Fremde, 2010 //© Privatsammlung Berlin
szenischer Ausschnitt (Blitzlicht) 1, 2015 //Privatsammlung
my dear fellow, 2015 //Privatsammlung
© Stella Hamberg
Video: kulturbuero nr5